Partizipative Raumgestaltung

In der Stiftung Lebenshilfe haben Bewohnende und Mitarbeitende gemeinsam den Freizeitraum neu gestaltet. Dabei wurden die Wünsche der Bewohnenden berücksichtigt und die Freizeitangebote mittels nonverbaler Wahlmöglichkeit allen zugänglich gemacht.
Beschrieb
Im Rahmen einer Diplomarbeit für den Studiengang «Sozialpädagogik HF» entstand das Projekt «Partizipative Freizeit- und Raumgestaltung auf der Wohngruppe». Dabei sollte der hausinterne Freizeitraum in der Stiftung Lebenshilfe neu gestaltet und für die alltägliche Nutzung attraktiv gemacht werden. Dem Projekt lag eine Befragung der Bewohnenden und Mitarbeitenden zum allgemeinen Bedarf in der Wohngruppe zugrunde.
Bevor die Neugestaltung starten konnte, fanden drei Sitzungen statt: eine mit den Bewohnenden, eine mit den Mitarbeitenden und abschliessend eine dritte mit dem Projektteam, das aus interessierten Personen aus den beiden anderen Gruppen bestand.
In den ersten beiden Sitzungen wurden Vorstellungen und Ideen gesammelt, wie der Freizeitraum umgestaltet und genutzt werden sollte. In der anschliessenden Projektsitzung wurde das Vorgehen entschieden. Dabei spielte auch das Raumkonzept eine wichtige Rolle. Der Raum sollte reizarm mit Trennwänden gestaltet werden, damit sich auch Bewohnende mit einer Autismus-Spektrum-Störung (ASS) darin wohl fühlen können.
Dann ging es an den gestalterischen Prozess. Bewohnende und Mitarbeitenden dekorierten gemeinsam den Freizeitraum neu. Die Wände wurden gestrichen und die Einrichtung erneuert.
Ein wichtiger Teil der Neugestaltung war ein Plakat mit Freizeitaktivitäten für die nonverbale Kommunikation. Auf dem Plakat sind verschiedene Freizeitaktivitäten abgebildet, wie z.B. Spiele, Meditation oder Tanz. Bewohnende, die auf unterstützte Kommunikation (UK) angewiesen sind, können dank des Plakats ihre Freizeitbedürfnisse kommunizieren, in dem sie auf das passende Bild zeigen. Die Bewohnenden werden gefragt, was sie gerne machen möchten. Sie zeigen auf das entsprechende Bild und werden anschliessend von den Mitarbeitenden bei der Umsetzung der Aktivität unterstützt. So ist es allen Bewohnenden möglich, selbstbestimmt ihre Freizeitaktivitäten zu wählen.
Erfahrungen
Der Freizeitraum wird regelmässig und gerne genutzt.
Die Umsetzung des Projekts hat allen Mitwirkenden viel Freude bereitet, besonders das Mitgestalten, Malen der Wände und Aussuchen der Möbel. Das Projekt wurde zum Stolz für die Bewohnenden und sorgte für eine gute Stimmung in der Wohngruppe. Noch heute sprechen die Beteiligen mit positiven Gefühlen über die gemeinsame Verschönerung des Gemeinschaftsraumes.
Dank des Plakats mit den visualisierten Freizeitangebote, äussern Bewohnende, die auf gestützte Kommunikation angewiesen sind, häufiger ihre Freizeitbedürfnisse. Auch bei knappen zeitlichen und personellen Ressourcen ist diese effiziente Kommunikationsform sehr hilfreich.
Die Erfahrungen haben gezeigt, dass die Partizipation und Selbstbestimmung der Bewohnenden am besten gewährleistet werden können, wenn die Fachpersonen ihre Begleitleistung kontinuierlich reflektieren.
Nächste Schritte
Der Freizeitraum soll auch für Nachbarwohngruppen geöffnet werden. Zudem soll der Raum für kleinere Anlässe genutzt werden können, z.B. für Treffen mit Angehörigen und Freunden der Bewohnenden.
UN-BRK-Artikel: Art. 30 Teilhabe am kulturellen Leben sowie an Erholung, Freizeit und Sport
Kommentare zu diesem Beitrag